Heimatkunde

Wir lernen unsere neue Heimat kennen

 

Liebe Vereinsfreunde!

 

Hoffentlich seid ihr wohlbehalten und erholt aus allen möglichen Ecken dieser Erde in unsere neue Heimat zurückgekehrt. Nun möchten wir mit der Rubrik „Heimatkunde“ starten und versuchten, dieses Wissen wie Bausteine aufeinander aufzubauen, damit letztendlich das neue  Zuhause entstehen kann.

Foto: Privat
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Thema 1


Ostwestfalen-was ist das eigentlich?


 Teil 1

 

Auf alten Landkarten erscheint der östliche Teil des heutigen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen als ein unüberschaubares Mosaik aus kleinen und kleinsten Besitzungen von Grafen, Fürsten und Edelsherren. Das Ergebnis dieser politischen Zersplitterung sind die weit verstreuten Herrensitze. Heute gibt es noch annähernd achtzig davon. Sie verkörpern die Wehrhaftigkeit des Mittelalters, aber auch Weltoffenheit und Leichtigkeit mit den jeweils gültigen baulichen Zeugnissen der Macht, die der Adel hier einst besessen hat.

 

Wie der Stein dem Adel als Baustoff diente, war es das Holz für das Volk. Während draußen die Renaissance-Schlösser entstanden, zeigten die stolzen Stadtbürger ihren Reichtum auf ihre eigene Art; Die Fachwerkfassaden ihrer Häuser wurden zu bunten Bekenntnissen in handwerklich-künstlerischer Gestaltung. Da bevölkern Engel und Teufel die Balken und biblische Gestalten zeigen den Nachbarn den richtigen Weg. Zu öffentlichen Bilderbüchern wurden die Fassaden der Bürgerhäuser für die Menschen, denn Bücher in den Regalen ihrer Wohnungen- die gab es zu jener Zeit noch nicht.

 

Ostwestfalen umfasst mehrere, recht unterschiedliche Regionen. Im Norden, wo das Wiehengebirge an die Tiefebene stößt, liegt der Mühlenkreis Minden-Lübbecke. Südlich davon beginnt das Wittekindsland mit dem Wiehengebirge. Zentrum ist hier die einstige Freie und Hansestadt Herford. Südostlich schließt sich das Lippische Bergland an, das sich Jahrhunderte alte Traditionen bewahrt hat.

 

Quelle: Bürgerinformation der Stadtgemeinden.

 

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Foto: Privat
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Teil II

 

Das westlich angrenzende Ravensburger Land durchzieht ein dichtes Netz von Wander- und Radwegen. Hier präsentieren sich in farbigem Wechsel die Weiden, Wälder- und Äcker der typisch ostwestfälischen Parklandschaft. Als Metropole Ostwestfalens grüßt Bielefeld mit seinem Wahrzeichen, der Sparrenburg. Der rund 150 km lange Kamm des Teutoburger Waldes bildet die Wasserscheide zwischen Rhein/Ems und der Weser. Der Gebirgskamm steigt aus der Münsterschen Tiefebene an und legt sich wie eine Barriere um das Tiefland.

 

Parkähnlich zeigt sich auch das Paderborner Land mit dem Eggegebirge und der sandigen Sennelandschaft. Auch hier gibt es abwechslungsreiche Wander- und Radwanderreviere. Das Corveyer Land ist stolz auf seinen kulturellen Reichtum. Die „Straße der Weserrenaissance“ verbindet eindrucksvolle Bauten. Das Kloster Corvey ist mit seinem karolingischen Westwerk eines der herausragenden Bauwerke im Land. Das Gebiet um Soest schließlich zeigt sein historisches Gesicht in den Stätten am Hellweg. Das ist die alte Wirtschaftsroute vom Rheinland durch Westfalen zu den mitteldeutschen Ländern.

 

 

 

 

Quelle: Bürgerinformation der Stadtgemeinden.

 

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Foto: Privat
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Teil III

 

Bielefeld, die freundliche Stadt am Teutoburger Wald, ist die Hauptstadt Ostwestfalens.

 

Die Universitätsstadt Bielefeld ist mit 320.000 Einwohnern nicht nur die größte Stadt der Region, sondern auch das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Ostwestfalens. Die Stadt hat ein Einzugsgebiet von über zwei Millionen Menschen, womit sie unter Deutschlands Städten auf Rang zwölf rangiert. Was auf den ersten Blick nicht erkennbar ist: die Stadt hat viele Merkmale einer echten Metropole.

Viele Firmen wirken wie Villen. Die Gastronomie, Kaufhäuser und Geschäfte liegen qualitativ deutlich über dem Standard, und schließlich sind es Kunst und Oper, die mit hohem Niveau keine provinzielle Einordnung zulassen.

 

Die ehemals blühende Leinenweberei hat der Stadt bis in die Gegenwart hinein charakteristische Merkmale hinterlassen. Auch nach Einführung des mechanischen Webstuhls zu Beginn des 19. Jahrhunderts schaffte es Bielefeld, sich dem maschinellen Zeitalter anzupassen. Noch bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein dauerte die mechanische Leinenzeit in Bielefeld.

 

 

Dann wurde sie von der fernöstlichen Konkurrenz verdrängt. Glücklicherweise waren die alten Werkhallen aber oft in schlossähnlichen Bauten verpackt, auf die Bielefeld heute sehr stolz ist. Überall in der Stadt begegnet man prächtigen Fassaden, hinter denen noch Gewerbebetriebe arbeiten. Der prachtvollste Bau ist hier die Ravensberger Spinnerei, die unter Denkmalschutz steht und als Museum sowie als Austragungsort für Kulturveranstaltungen aller Art dient.

 

Quelle: Bürgerinformation der Stadtgemeinden.


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Teil IV

 

Wichtige Impulse erhielt die Stadt mit der Gründung ihrer Universität. In der weitläufigen Anlage dreht sich alles um das riesige Atrium im Zentrum des Komplexes. Damit sollen die einzelnen Fakultäten nicht wie üblich eigene Szenen in verschiedenen Gebäuden unterhalten, sondern Austausch soll das neue Stichwort sein.

 

Offensichtlich wurde damit zum Erfolg beigetragen, den Bielefeld bei den Uni-Vergleichstests der letzten Jahre als Sieger bestimmte. Die Studenten sind mit ihrer Universität zufrieden.

 

Wirtschaftlich ist die Stadt noch immer mit Stoffen eng verbunden: Seidensticker ist Europas größter Hemdenhersteller. Mehrere Markenhersteller aus der Metallbranche können sich gegen fernöstliche Qualität erfolgreich durchsetzen. Dem Sponsoring von Doktor Oetker verdankt Bielefeld die Rudolf-Oetker-Halle, ein wichtiges Kulturzentrum.

 

Sportliche Großereignisse und Konzerte finden in der Seidensticker Sporthalle statt, die 3.600 Tribünenplätze hat. Die „Alm“ ist Heimat des Traditionsvereins und Bundesligisten „Arminia Bielefeld

 

Quelle: Bürgerinformation der Stadtgemeinden.


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Teil V

 

Stur und dickköpfig, gutmütige Rauhbeine oder sentimentale Eichen?

Westfalen sind auf jeden Fall Individualisten.

 

Schon Friedrich der Große befand, die Westfalen seien „von Gott und der Vernunft entfernt und zum Zank geboren“. Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. nannte sie gar „dumme Ochsen, die saufen wie die Biester“. Zumindest Sturheit sei ein ureigener Charakterzug der Westfalen, hört man bis in die Gegenwart hinein. Zu Ehrenrettung wird dann hinzugefügt, er oder sie sei eine „ehrliche Haut“, ein „gutmütiges Rauhbein“ und „solides Urgestein“. Ja, was sind sie denn nun eigentlich, diese Westfalen?

 

Die Vorwürfe sind alles andere als berechtigt. Die Westfalen sind ein Volk von manchmal eigenwilligen, aber freundliche und schnörkellos-ehrlichen Individualisten. Heinrich Heine, der ebenso scharfe wie gnadenlose Beobachter, beschrieb die Westfalen dann immerhin schon als „sentimentale Eichen, ohne Gleißen und Prahlen“. Die Westfalen selbst weisen den Vorwurf, sie seien stur, ebenso von sich wie den weit verbreiteten Irrglauben, es handele sich um ein Volk im Lodenmantel. Im Gegenteil! Auf ihren Volks- bzw. Schützenfesten - es gibt davon nicht wenige an der Zahl – geht es beinahe schon rheinländisch zu. Dabei ist der westfälische Humor sehr speziell: trocken, introvertiert, treffend, aber unkompliziert und alles andere als einfältig.

 

Quelle: Bürgerinformation der Stadtgemeinden.


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Teil VI

 

Stur? Das passt allein schon nicht zum ausgeprägten Sinn der Westfalen für Geselligkeit. Ostwestfalen ist das Land der Vereine. Ungezählte Clubs und Gilden, Bürgertreffs und Sportverbände sorgen dort immer für einen Anlass zum Feiern. Keine Stadt, keine noch so kleine Gemeinde verzichtet auf ihr eigenes Volksfest. Da gibt es den Leinenwebermarkt in Bielefeld, das Paderborner Liborifest oder den Osterräderlauf in Lügde. Alle diese Feste haben ihr eigenes Gesicht. Und das Bier, das die Ostwestfalen so meisterlich zu brauen verstehen, das darf dabei natürlich nicht fehlen.

 

Ein weiterer Wesenszug des Westfalen ist ihre sprichwörtliche Gelassenheit. Nichts bringt sie so leicht aus der Ruhe. Die Charakterisierungen dieses Menschenschlages mit stur, standhaft, beharrlich oder boniert treten aber in den Hintergrund, wenn es um die Gelassenheit geht. Am „westfälischen Dickkopf“jedenfalls sind schon viele verzweifelt. Auch jene, die schon viele Jahre lang Freundschaft mit ihnen geschlossen haben, hier heimisch wurden und nicht bereit sind, dieses ebenso schöne wie kraftvolle, dabei eigenwillige Land gegen einen anderen Aufenthaltsort zu tauschen.

 

Quelle: Bürgerinformation der Stadtgemeinden.


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Teil VII

 

Spracheigenheiten der Region

 

Der Ostwestfale an sich ramentert gerne. Hat er sich beruhigt, drömelt er zu Hause rum- am liebsten im Pölter und mit Schluffen an den Füßen. Es sind diese Wörter und Redearten, die typisch für die ostwestfällische Mundart sind.

 

„Das ostwestfällische ist eine Dialektgruppe des Westfällischen, und das wiederum ist eine Dialektgruppe des Niederdeutschen oder des Plattdeutschen“, erklärt Cornelia Lorenz, Sprachwissenschaftlerin und Dialetologin. Sie arbeitet an der Universität Paderborn und weiß; „Nördlich von Düsseldorf wird traditionell das Niederdeutsche mit all seinen Dialektgruppen gesprochen.“ „Generell leben wir in einem sehr dialektschwachen Raum“, sagt Lorenz. Aber es gebe trotzdem Merkmale, die typisch ostwestfälisch sind. Ein Beispiel: „In der Aussprache wird aus dem 'g' oft ein 'ch'. Zum Beispiel sagen wir 'wech' statt 'weg'.“ Ähnlich sei es mit dem Buchstaben „r“. „Der wird vokalisiert: Aus der 'Kirche' wird dann schnell 'Kiache'.“

 

Zu den Merkmalen des ostwestfällischen Dialektes gehören auch die grammatikalischen Besonderheiten. „Akkusativ und Dativ gehen häufig durcheinnander“, Lorenz nennt Konstruktionen wie „ich bin angefangen“ oder „ ich fahre nach Oma“, die typisch ostwestfällisch sind.

 

Bestimmte Laute und Wörter im Ostwestfällischen stammen aus dem Plattdeutschen. „Wörter wie Pöter, Buxe oder Mauken sind sehr originäre westfällische Wörter“, sagt Thomas Walden von der Universität Bielefeld. Gemeinsam mit Petra Pansegrau und Studenten hat er 2012 den Film „Muss ja! Typisch Ostwestfalen“ im Bielefelder Lichtwerk-Kino gezeigt. Augenzwinkernd nehmen sie darin die ostwestfällische Mentalität unter die Lupe. Dazu gehört auch, dass es zwischen verschiedenen Städten und Kreisen durchaus Wortunterschiede gibt. So werde der „Pölter“ auch schon mal „Polter“ genannt, der „Pinöckel“ werde zum „Pinörkel“, erklärt Lorenz.

 

Auch der Gütersloher Matthias Borner, der sich mit Spracheigenheiten der Region beschäftigt hat, befürchtet, dass die typischen Wörter weniger werden. Borner ist Autor des Ostwestfälisch-Sprachführers „Pömpel, Patt und Pillepoppen“. „Ich habe nur Wörter aufgeschrieben, die ich auch benutze“, sagte er. Zu seinen beiden kleinen Töchtern sage er abends selbstverständlich: „Ab in den Pölter. Es kommt einfach darauf an, ob die Elterngeneration das Ostwestfälische an die Kinder weitergibt.“

 

Quelle: Lippischen Landeszeitung vom 09.02.2013 „Das ist kein Vergang dran“


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Teil VIII

 

Die Geschichte des Kreises Lippe

 

Der Kreis Lippe feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen.

Am 21. Januar 1947 tagte zum letzten Mal Parlament des Landes Lippe. Nach mehr als 800-jähriger Selbständigkeit als Fürstentum und Freistaat schloss sich Lippe dem Bundesland Nordrhein-Westfalen an.

 

Ende Oktober 1972 beschloss der nordrhein-westfällische Landtag das „Bielefeld-Gesetz“, das am 1.Januar 1973 in Kraft trat. Es regelte den Zusammenschluss der beiden 1932 geschaffenen Kreise Detmold und Lemgo zum Kreis Lippe.

 

Ab 1966 wurde in Lippe die Bildung von Großgemeinden verfolgt, weil viele der kleinen Gemeinden nicht mehr in der Lage waren, ihre Aufträge zu erfüllen. Ziel der Reform waren größere Verwaltungseinheiten, die in der Lage sein sollten, einheitliche Lebens- und Wirtschaftsräume durch einheitliche Planung und Steuerung von Maßnahmen der Infrastruktur zu entwickeln, die kommunale Grundausstattung zu schaffen und leistungsfähigere Verwaltung mit modernen technischen Verwaltungsmitteln einzusetzen. Aus jemals 168 selbständigen lippischen Städten und Gemeinden wurden 16 Städte und Gemeinden gebildet.

 

Am 21.September 1973 wurde ein Grundsatzbeschluss zur Schaffung eines neuen, gemeinsamen Kreishauses gefasst und am 17 März 1975 fiel die endgültige Entscheidung, das neue Verwaltungsgebäude am Hiddeser Berg in Detmold zu errichten., das nach der 3-Jähriger Bauzeit in der Felix-Fechenbach-Straße 5, im Oktober 1981 von Hilmar Lotz, Oberkreisdirektor des Kreises Detmold, seiner Bestimmung übergeben wurde. Hier laufen heute alle Fäden in Lippe zusammen, angefangen bei der Bauaufsicht über das Gesundheitsamt, der Lebensmittelüberwachung, dem Jugend- und Sozialbereich bis hin zu Straßenverkehrs- und Ordnungsangelegenheiten sowie alle Fragen rund um Vermessung und Kataster, Umwelt und Energie.

 
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Teil IX

 

Bei uns im Kreis gibt es viele Attraktionen zu entdecken.

 

„Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“

 

Man muss nicht unbedingt die Strapazen eines Transatlantikfluges auf sich nehmen, um die sicherlich eindrucksvolle 93 Meter hohe Freiheitsstatue in New York zu besichtigen. Auch unsere „lippische Freiheitsstatue“, das Hermannsdenkmal mit seinen über 53 Metern, macht so einiges her.

 

Lachse fischen in Kanada? Sicher eine tolle Sache, doch was spricht eigentlich gegen eine zünftige Forellenpirsch an der herrlichen Bega oder der Werre?

 

Man macht sich auf den Weg, die schönen Fußgängerzonen der lippischen Innenstädte zu bewundern oder in den Vogelpark Heiligenkirchen, wo sich neben bunten Vögeln aller Arten auch Kängurus und putzige Totenkopfäffchen tummeln. Da muss man nicht extra in die afrikanische Savanne, das australische Outback oder den südamerikanischen Regenwald reisen.

 

Die beliebtesten touristischen Ziele sind Adlerwarte in Berlebeck, das Hermannsdenkmal und Extersteine, die seit jeher eine magische Anziehungskraft auf den Menschen zu haben scheinen.

 

Magisch scheint es vor rund 125 Jahren auch im Lemgoer Junkerhaus zugegangen zu sein. Zumindest kann sich kaum ein Mensch beim Blick in dieses sicherlich weltweit einzigartige Haus vorstellen, dass ein einziger Mensch all das ausgestellte Interieur samt Gebäudeverzierung tatsächlich selbst von Hand geschnitzt oder bemalt haben soll.

 

Wer einfach nur die Schönheit der lippischen Natur erkunden möchte, kann dies auf den zahlreichen ausgezeichneten Wander- und Radwegen sowie auch per Kanu, Segway oder auch Draisine tun.

 

In den Wellness- und Badetempeln, wie „Aqualip“, „Eau-Le“ sowie in den Staatsbädern in Bad Salzuflen und Bad Meinberg kann man sich ausspannen.

 

„Lippe lohnt sich!“ Und das nicht erst seit 40 Jahren.

 

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Teil X

 

Das Erbe der Menschheit

 

Liste der UNESCO erfasst Stätten von außergewöhnlichem universellem Wert/ Corvey strebt Aufnahme an

 

aus der Lippischen Landeszeitung vom 19/20 Januar 2013

 

Das Tadsch Mahal und die Chinesische Mauer, die Galapagos-Inseln und der Grand Canyon gehören zum Kultur- und Naturerbe der Welt. Wenn im Sommer 2014 das Votum des UNESCO-Komitees positiv ausfällt, hat auch Ostwestfalen-Lippe eine Welterbestätte. Corvey steht hinter dem Bergpark Kassel-Wilhelmshöhe an zweiter Stelle auf der Vorschlagsliste der Bundesrepublik Deutschland.

 

Seit 40 Jahren setzt sich die UNESCO für den Schutz von Naturlandschaften und historischen Stätten ein. Das Übereinkommen zur Bewahrung des Kultur- und Naturerbes der Welt wurde von der Generalkonferenz der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur am 16. November 1972 in Paris verabschiedet. Deutschland ist seit 1976 Vertragsstaat.

 

Das 40-jährige Bestehen des Programms und sein Beitrag zum interkulturellen Dialog sind eine Erfolgsgeschichte, die in den 1960er Jahren in Ägypten begann. Als der Assuan-Staudamm gebaut wurde, drohten die dreitausend Jahre alten Tempel von Abu Simpel im Wasser zu versinken. Ägypten bat die UNESCO um Hilfe, die Organisation rief zu einer großen Hilfsaktion auf. 50 Staaten leisteten finanzielle und technische Unterstützung, die es ermöglichte, die Felsentempel zu retten. Deutlich wurde, dass es Orte gibt, die nicht nur für den Staat von Bedeutung sind, auf dessen Territorium sie sich befinden. Ziel der Welterbekonvention ist es, Stätten von „außergewöhnlichem universellen Wert“ zu schützen.

 

In Deutschland sind die Bundesländer und Kommunen für den Schutz und die Pflege der Welterbestätten verantwortlich. Sanktionen, um den Schutz durchzusetzen, gibt es so gut wie keine. Einige Instrumentarien sind die „Rote Liste“, in die bedrohte Welterbestätten aufgenommen werden, und im äußersten Fall- die Aberkennung des Titels.

 
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Teil XI

 

Derzeit stehen weltweit 936 Stätten auf der UNESCO-Welterbeliste: 725 Kulturerbestätten und 183 Naturerbestätten, 28 Stätten zählen sowohl zum Kultur- als auch zum Naturerbe.

 

Die Aufnahme in die Welterbeliste ist in der Regel nicht mit Geld verbunden. Sie bedeutet einen Prestigegewinn, der Welterbestätten zu besonderen touristischen Anziehungspunkten macht.

 

Die Anmeldung Corveys für die Liste des Kulturerbes der Welt geht auf einen Beschluss der nordrhein-westfälischen Landesregierung von 1998 zurück. Seit 2010 bereitet eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Dr. Birgitta Ringbeck, Beauftragte der Kultusministerkonferenz für das UNESCO-Weltkulturerbe, den Antrag vor, der das ehemaligen Kloster im Weserbogen auf eine Stufe mit den Pyramiden von Gizeh und der Akropolis heben würde.

 

Da das Verzeichnis des Weltkulturerbes jedoch ein deutliches Übergewicht mittelalterlicher Bauwerke aufweist, archäologische Monumente dagegen weniger vertreten sind, sah Ringbeck eine große Chance für die Aufnahme Corveys in die Liste, wenn das Westwerk in Zusammenhang gebracht wird mit den archäologischen Befunden im Bereich der Laiensiedlung, die sich in Nachbarschaft zum Kloster bildete.

 

„Der karolingische Westbau in der Civitas Corvey“ lautet deshalb der Titel des Antrags. Ziel für die Zukunft ist, die Überreste der im 13. Jahrhundert zerstörten, unter der Erde ruhenden Stadt in einem Archäologiepark sichtbar zu machen.

 

Die Gründung Corveys geht auf Karl den Großen zurück. Nach der Eroberung Sachsens wollte er seine Macht in den neu gewonnenen Gebieten durch die Gründung eines Reichsklosters festigen und fördern. Unter Ludwig dem Frommen wurde der Plan umgesetzt. Er ist heute nicht nur das älteste Baudenkmal Westfalens, sondern das einzige fast vollständig erhaltene Westwerk aus karolingischer Zeit.

 

Schon früh entwickelte sich die Neugründung zu einem kulturellen, geistigen und wirtschaftlichen Zentrum im sächsischen Raum. Die Laiensiedlung der Nachbarschaft des Klosters dehnte sich zu einer Stadt aus, die im Mittelalter größer war als Minden und Paderborn. Sie ging zu Grunde an der Konkurrenz zu Höxter. Mit Unterstützung des Bischofs von Paderborn überfielen die höxterschen Bürger 1265 die Stadt Corvey und verwüsteten sie. Die Zerstörung war gründlich. Für die damalige Bevölkerung zweifellos eine Katastrophe, für die Archäologie ein Glücksfall.

 
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Teil XII

 

Hanse in der Moderne?

 

Von 13 bis 16 Juni 2013 war die Stadt Herford Gastgeberin des 33. Internationalen Hansetages. Wenn man den Begriff „Hanse“ hört, denkt man ans Mittelalter. Welche Bedeutung hat die Hanse in der Moderne?

 

Im 14. Jahrhundert als Interessenvertretung der Kaufleute im Ausland und zum gegenseitigen Schutz gegründet, entwickelte sich die Hanse im Mittelalter zu einem mächtigen Handelsbund. Ende des 20. Jahrhunderts ließen Hansestädte aus Hessen, Westfalen und Niedersachsen den Bund wieder aufleben. Die Gründungsurkunde des Westfälischen Hansebundes wurde 1983 unterzeichnet und die alte Reichs- und Hansestadt Herford zum Hansekontor bestimmt. Aktuell zählt der Westfälische Hansebund 47 Städte - Tendenz steigend. Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe heute neun Mitglieder im Hansebund –Borgentreich, Brakel, Herford, Höxter, Lemgo, Minden, Nieheim, Paderborn, Warburg.

 

„Die Hanse heute hat die Funktion eines Wegbegleiters und Wegbereiters des vereinten Europas“- meint Manfred Schürkamp, Geschäftsführer des Westfälischen Hansebundes, „ ein Beispiel: Beim Hansetag in Danzig 1997 war Polen noch nicht in der EU. Die Delegierten beschlossen damals, dass Polen ein vollwertiges EU-Mitglied werden sollte, die Kommission in Brüssel hat sich damit befasst und Polen etwas eher in die EU aufgenommen. Wenn aus 16 Ländern Europas 182 Städte mit rund 25 Millionen Einwohnern übereinstimmend sprechen, dann hat das Gewicht.“

 

Schürkamp: „Mit dem sogenannten „Hanse business reloaded Project“ in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Münster wollen die Veranstalter Firmen, die von ihren Profilen her zusammenpassen, in Kontakt bringen.“

 

Daneben tagten auch Arbeitskreise zum Tourismus. „Wir sind im Europarat als „Culture Route“ anerkannt. Es kann sein, dass wir künftig auch EU-Mittel zur Ausgestaltung dieser Arbeit bekommen. Doch dazu bedarf es der formalen Gründung eines Vereins, da die Hanse nur ein loser Zusammenschluss ist.“, so Schürkamp. „Die Jugendhanse befasst sich mit grenzüberschreitender Ausbildung und Austausch von jungen Leuten, um andere Kulturen kennenzulernen.“

 

„Das neue Netzwerk der Wirtschaftshanse könne vor allem kleineren Unternehmen einen „internationalen Schubs geben“, glaubt Hans- Jürgen Stricker von der Commerzbank-Geschäftsleitung aus Bielefeld. „Das Auslandsgeschäft werde schließlich immer wichtiger.“

Beim farbenprächtigen Einzug der 132 Delegationen aus 15 Ländern jubelten 2.000 Zuschauer. Es hatte etwas von Olympischen Spielen, die ja auch erst in der Neuzeit als Wiederbegründung der antiken Festspiele zu dem wurden, was sie heute sind: ein Miteinander der Menschen verschiedenster Völker, geeint in friedlicher Neugier aufeinander.

 

Neben Infos zur Stadt Lemgo gab es Strohsemmel (Brötchen), den Lemgoer Kräuterlikör „Hansetrunk“ und die Lemgoer „Hanse-Baue“ (Kaffee) zu probieren.

 

Schürkamp: „Die Hansetage sind vergeben bis 2039. Erst 2036, zur Tausendjahrfeier der Stadt, ist die Veranstaltung mit Warburg wieder in OWL“.

 

Aus der Lippischen Landeszeitung, 13,14.06.2013 „Die Hanse lebt“, „In der Hanse wird Europa gelebt“, „Lemgo beim Hansetag“

 
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Teil XIII

 

Mahnende Töne zum 50-jährigen Bestehen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.

 

Deutscher Paritätischer Wohlfahrsverband e.V., Sitz: Frankfurt a.M., überkonfessioneller u. überparteilicher Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege, gegründet 1924 in Berlin, 1933/34 aufgelöst, 1949 neu gegründet, umfasst 10 Landesverbände.

 

Der Paritätische im Kreis Lippe wurde im November 1962 gegründet, er ist der Dachverband und Plattform für rechtlich selbständige, gemeinnützige Vereine und Gesellschaften sowie für Initiativen und Selbsthilfegruppen, die mit ihren Angeboten, Diensten und Einrichtungen vielfältigen sozialen Hilfen für die Menschen vor Ort bereit halten. Wie die stellvertretende Landesvorsitzende Elke Schmidt-Sawatzki sagte, arbeiten darin 4.300 Menschen haupt- und noch einmal so viele ehrenamtlich.

 

Chancengleichheit als Prinzip, der Gedanke der Gleichheit aller – der Parität – kennzeichnet das Selbstverständnis des Verbandes. Demokratische Gesinnung, Toleranz und Offenheit sind unverzichtbare Grundlagen sozialer Arbeit.

 

Bei der Feier des 50-jährigen Bestehens warnte Christian Woltering, Referent für fachpolitische Grundsatzfragen beim Paritätischen Gesamtverband in Berlin und Hauptredner der Festveranstaltung, die am 12. Juli im SOS-Berufsausbildungszentrum in Detmold stattfand: „Wer einen Sozialstaat wolle, müsse aber sagen, woher das Geld dafür kommen soll, deshalb plädiere der „Paritätische“ im „Bündnis umfairteilen“ für eine stärkere Beteiligung Vermögender“. Woltering unterlegte seine These mit Statistiken, die den starken Anstieg der Staatsverschuldung, gleichzeitig aber auch einen hohen Anstieg des privaten Geldvermögens zeigten. Zehn Prozent der Bevölkerung besäßen zwei Drittel des Vermögens. Zwölf Millionen Menschen sind armutsgefährdet. Das bringe große soziale Probleme. Ab 2020 wird eine Schuldenbremse greifen, die den Weg verschließe, soziale Probleme mit Geld aus Krediten zu lösen.

 

Eine wachsende Anzahl von Familien in Deutschland spricht im Alltag mehrere Sprachen. Um Eltern bei der anspruchsvollen Aufgabe der mehrsprachigen Erziehung zu unterstützen, hat der Verband binationaler Familien und Partnerschaften, Mitglied im Paritätischen NRW, nun die Broschüre „In vielen Sprachen zu Hause“ herausgegeben.

 

Sprachförderbedarf ist hoch. In Augustdorf, z.B. wird von einer Arbeitsgruppe, die 2011 gegründet wurde, ein Konzept erarbeitet, um die Sprachkompetenz von Kindern und Erwachsenen zu verbessern. Neben Sprachkursen sind Erzählprojekte und ein Lesecafe angedacht. „Ziel ist es, Kinder ab dem Vorschulalter so zu fördern, dass sie ohne Probleme durch die Schulzeit kommen. Hintergrund war das besonders schlechte Ergebnis bei den Delphin-4-Tests im Jahr zuvor. Neben den PC-Sprachkursen für Kinder sollen auch solche, praxisnahe, für Erwachsene geben. Um Hemmschwellen entgegenzuwirken, sollen die Angebote kostenlos sein. Sprachförderung soll dauerhaft verankert werden. „ Die Devise ist: Ohne Eltern kein Kind. Wir brauchen Eltern, die in der Sprache fit sind, damit sie ihre Kinder entsprechend fördern können“,- erklärt Berthold Gomm vom Bildungsbüro des Kreises Lippe.

Aus Lippe seien viele Innovationen gekommen, wie schon 1962 „ Essen auf Rädern“- so Elke Schmidt-Sawatzki. Verlässlichkeit und Innovationsstärke bescheinigte auch Detmoldts Bürgermeister Rainer Heller. Landrat Friedel Heuwinkel nannte den Verband in einem Brief einen wichtigen gesellschaftlichen Faktor.

 

Auszüge aus Lippischen Landeszeitung vom 12 Juli 2013 „Sprachförderung soll fest verankert werden“, 13 Juli 2013 „Paritätischer“ warnt vor sozialer Kluft“, Bertelsmann Lexikon, mehr: lippe.paritaet-nrw.org

 
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Teil XIV

 

Wie geht Religion und Toleranz zusammen?

 

Ein von Glauben faszinierter Präsident bei der Eröffnung der Liboriwoche in Paderborn.

Die Liboriwoche gilt in Paderborn als „fünfte Jahreszeit“. Während vor den Toren des Hohen Doms Jahrmarktbuden aufgebaut wurden, eröffnete drinnen Bundespräsident Joachim Gauck am 26 Juli die „Credo“-Ausstellung, die bis zum 3. November mit 800 Exponaten die Verbreitung des christlichen Glaubens in Europa dokumentiert.

 

Europa, so hat Johann Wolfgang von Goethe einmal gesagt, wurde auf Pilgerstraßen geboren, und das Christentum ist seine Muttersprache. Heute, wo der europäische Gedanke an Strahlkraft verliere, sei es wichtig, an die gemeinsamen Fundamente zu erinnern, sagte Paderborns Generalvikar Alfons Hardt.

 

Die Vorbereitungen der Stadt Paderborn, des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und des Erzbistums dauerten fünf Jahre. Eines der bedeutendsten Ausstellungsstücke im Diözesanmuseum ist die älteste noch erhaltene Abschrift des Briefes, den der Apostel Paulus an die Christengemeinde in Rom geschrieben hat. Neben den Dokumenten über die Machtansprüche der Herrscher, die sie mit Hilfe des Christentums zu untermauen versuchten auch Kultgegenstände aus Osteuropa. Die Themen sind zum Beispiel, die Verehrung der Missionare und der Könige als Heilige von der katholischen Seite, während die reformierten Christen die Heiligenverehrung ablehnten oder wie die Nazis die Extersteine, eine christliche Stätte des Mittelalters, zur pseudogermanischen Kultstätte umfunktionierten. Eine Erkenntnis zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung: Das Christentum als Grundlage für eine gemeinsame kulturelle Identität in Europa.

 

„Ich bin gerne in Westfalen“, -sagte der Präsident als Dank für den herzlichen Empfang am 26 Juli in der Domstadt, und lobte unter anderem die Bodenständigkeit der Menschen dieses Landstrichs, die seiner eigenen Mentalität offenbar entgegenkommt.

 

Mit dieser Ausstellung, die sich mit dem europäischen und christlichen Mittelalter beschäftigt, könne einer der größten Irrtümer über das Mittelalter korrigiert werden. Nämlich der, dass wir heute dieses Zeitalter hinter uns gelassen hätten. Beschäftige man sich mit dem Mittelalter, erfahre man sehr viel über sich selbst und die eigenen Wurzeln und Prägungen.

So leite sich die heutige Art zu lehren von der Klosterschulen der Benediktiner und den Kathedralschulen sowie den früheren Universitäten ab. Canossa, der Italienzug von König Heinrich IV., habe das Verhältnis von Kirche und Staat „tief geprägt“. Und nicht zuletzt verstehe man den persönlichen Glauben seit der spätmittelalterlichen Devotio moderna (neue Frömmigkeit) und seit Martin Luther als „Gewissensentscheidung und als Sache des Einzelnen vor seinem Gott“.

 

Die Zeit des Mittelalters, in der Europa christlich geprägt wurde, sei eine „Geschichte von Überzeugung und Gewalt, von Macht und Demut, von Krieg und Kultur, von Gottverlassenheit und Gottvertrauen, von unglaublicher Skepsis und unbeirrbarem Glauben.“ All dies gehöre zu unserem Erbe, „Auch wenn wir heute gerne hätten, dass manches oder sogar vieles anders verlaufen wäre“.

 

NRW-Minister Johannes Remmel betonte bei der Eröffnung die zentrale Frage für die Zukunft des Christentums in Europa „Wie geht Religion und Toleranz zusammen?“

Gauk: “Die Vergangenheit lehre, dass Europa sehr viel mehr verbinde als eine gemeinsame Währung, uns verbindet eine lange Geschichte, dazu gehörten Auseinandersetzungen um das Wesen des Menschen ebenso um das Zusammenleben oder die Bedeutung der Religion. „Es ist nicht an uns, über diese Geschichte zu richten“.

 

Lippische Landeszeitung vom 26 Juli „Was Europa zusammenhält“, 27/28 Juli 2013, „Ein vom Glauben faszinierter Präsident“, www.credo-ausstellung.de

 
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Teil XV

 

 

Wer sind wir und wie viele?

 

 

Statistisches Bundesamt veröffentlicht die Ergebnisse der Volkszählung 2011.

 

Es war die erste Volkszählung im wiedervereinigten Deutschland. Zwei Jahre hat die Auswertung gedauert, jetzt hat das Statistische Bundesamt die mit Spannung erwarteten Ergebnisse veröffentlicht. Die Bestandsaufnahme zeigt: In Ostwestfalen-Lippe lebten am Stichtag (9. Mai 2011) 2.029.120 Menschen, 991.060 Männer und 1.038.060 Frauen. Damit ist die Region seit der Volkszählung 1987 um 235.765 Menschen gewachsen. Bielefeld ist die einzige kreisfreie Stadt in Nordrhein-Westfalen, die so deutlich zugelegt hat. Im Gegensatz dazu sank die Einwohnerzahl in Paderborn besonders stark.

 

Zum Zeitpunkt der Erhebung gab es in Ostwestfalen-Lippe 985.270 Erwerbstätige und 49.950 Erwerbslose. Die Arbeitslosenquote betrug damit 4,8 Prozent. Deutschlandweit lag sie zum Zensur-Stichtag bei 5,1 Prozent. Der Großteil der Menschen in Region arbeitet im Dienstleistungsbereich (62,8 Prozent). 37,7 Prozent der Personen ab 15 Jahren im Regierungsbezirk haben einen Hauptschulabschluss, 27,5 Prozent Abitur.

 

Insgesamt gibt es im Kreis Lippe 348.681 Einwohner, davon 95% Deutsche und 5% Ausländer, Menschen mit Migrationshintergrund betragen 25,7 Prozent; männlich sind 48,4% und weiblich 51,6%, die Bevölkerungsdichte 280 Einwohner je qkm. Im NRW-Schnitt kommen dagegen 514 Einwohner auf einen Quadratkilometer.

 

Insgesamt gibt es im Regierungsbezirk Detmold 508.041 Gebäude mit Wohnraum und 967.236 Wohnungen. Im Privatbesitz sind 437.358 Gebäude und 668.876 Wohnungen.

 

19,9 Prozent der Bewohner in der Region sind 65 Jahre und älter. Besonders hoch ist die Zahl der über 65-Jährigen mit 25,6% in Bad Salzuflen. Die Zahl der jungen Menschen ist nicht nur hier bei uns rückläufig.

 

13,2% sind in Lippe römisch-katholisch, 53,6% evangelisch. Unklar bleibt, wie viele Muslime hier leben. Rund jeder sechste hat den Statistiken zufolge die freiwillige Angabe zur Religionszugehörigkeit verweigert.

 

Damit hat sozusagen eine Inventur der Republik Antworten auf die Fragen gegeben, die für eine oder andere Überraschung in der Region gesorgt hat.

 
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 Teil XVI

 

 Zu Gast in Deutschland? Britische Streitkräfte, seit 70 Jahren in Deutschland, ziehen bis 2020 ab.

 

Aus der Seigermacht des Zweiten Weltkrieges entwickelte sich ein wichtiger Bündnispartner. Es sind 9.500 britische Soldaten in Ostwestfalen-Lippe, das Hauptquartier der britischen Streitkräfte ist Bielefeld.

Generalmayor Jon Hendersohn, in Schottland geboren, Assistent des NATO-Oberbefehlshabers in Europa, ist seit 30 Jahren bei den britischen Streitkräften und für die Reduzierung der Stärke und den Abzug der Streitkräfte zuständig, meint „es ist nicht normal, fremde Streitkräfte zu Gast zu haben“.

 

Da etwa 1.000 britische Soldatenfamilien in Deutschland bleiben werden, ist es eine echte Herausforderung. Sie brauchen Unterkünfte, müssen gutes Deutsch lernen und haben Probleme in der Anerkennung ihrer beruflichen Qualifikation.

 

Die britischen Soldaten sind mit der Bundeswehr aufgewachsen, sie haben viele Freunde hier. „Unsere Nachfolger werden so etwas nicht erleben“, so Hendersohn.

 

Im Sommer 2014 wird Standort Hameln geschlossen werden, Ende 2015 Herford, letzte Brigade in Deutschland wird Paderborn sein, dessen Abzug um 2018 geplant wird.

 

„Man braucht weniger, aber besser ausgebildete Soldaten mit vielen Fertigkeiten, die in die Kaserne in England, die neu gebaut wird, umziehen werden. Hoher Anteil der Einzelzimmer, erlebnisorientierte Ausbildung mit Elementen wie Bergsteigern, Kajakfahren oder Segeln, werden angeboten“. Hendersohn nennt einige Probleme: „die komplexe Tätigkeitsfelder kann man in 18-monatigen Wehrpflichtzeit nicht erlernen, mit dem Geld kann man viele aber nicht t alle Probleme lösen, man muss den Ruf des Militärs aufbauen. Die Entwicklung zu weniger Drill ist enttäuschend“, meint John Hendersohn schmunzelnd.

 

Aus den vier Wohnblöcken von Kasernengebäuden aus den Baujahren 2003 und 2004 in Bielefeld können z.B. 52 Einheiten Studentenwohnungen mit Dusche und Küche entstehen. „Ich wäre froh gewesen, so etwas zu meiner Studienzeit als Quartier gehabt zu haben. Aber natürlich sind wir auch für alle anderen Ideen künftiger Nutzungsmöglichkeiten sehr offen“, so Henderson.

 

Lippische Landeszeiung, 14, 15 September 2013 „ Unser Rückzug ist eine gewaltige Aufgabe“

 
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Teil XVII

 

Aufgeregte Debatte um Zuwanderung

 

Es gibt nicht nur zwischen den Parteien Streit um die Zuwanderung, sondern auch innerhalb der Parteien. Der Bielefelder Europapolitiker Elmar Brock hatte vorgeschlagen, Sozialhilfebetrüger erkennungsdienstlich zu behandeln. Armin Laschet, Landesvorsitzende der CDU Nordrhein-Westfalen kritisierte dieser Vorschlag. „Der passe nun wirklich nicht in ein offenes Europa“.

 

Der Europäische Gerichtshof habe 2008 schon die Speicherung der Passbilder der EU-Bürgern als diskriminierend verurteil. Auch Merkel(CDU) hat sich zu Wort gemeldet. Das Gremium der SPD sollte klären „ob und welche operativen Maßnahmen die zuständigen Ressorts gegen den möglichen Missbrauch von Sozialleistungen veranlassen können.“

 

Die Kommunen haben aber andere Probleme: schlechte Straßen, marode Schulen. In den großen Stätten ist der Umgang mit Armutsflüchtlingen ein Problem. „ Mit Unterbringungs- und Sozialkosten dürfen die Kommunen nicht allein gelassen werden“, so der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Städte und Gemeindebundes, Gerd Landsberg. „Jedes Leistungssystem wird missbraucht, nicht nur von den Zuwanderern“. Die Systeme müssen so ausgestattet werden, dass der Missbrauch begrenzt wird.

Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung: aus den Ländern Rumänien und Bulgarien sind in der Vergangenheit überwiegend gut qualifizierte Kräfte nach Deutschland gekommen. Es ist nicht zu erwarten, dass sich diese Art von Zuwanderung ab 01 Januar 2014 ändern wird.

 

Die Regelung zur Arbeitnehmerfreizügigkeit ab 01 Januar 2014 ist dafür gedacht, die Mobilität der Arbeitskräfte innerhalb der EU zu erleichtern. Wenn es dann zur Missbrauch kommt, muss die EU dafür sorgen, dass die Armutszuwanderung beschränkt wird.

 

„Die Menschen, die kommen, bringen einen enormen Gewinn für die deutsche Staatskasse. Das sind zusätzliche Steuer- und Sozialabgabenzahler, die darüberhinaus einen Teil ihrer Einkünfte in Deutschland wieder ausgeben und darauf Mehrwertsteuer zahlen“, so Klingholz.

 

Alle klassischen Einwanderungsnationen wie die USA oder Kanada belegen einen hohen wirtschaftlichen Gewinn von Migranten. Dies war auch zu Zeiten der Gastarbeiterwanderung in Deutschland der Fall. Als dann aber im Zuge von Strukturwandel und Wirtschaftskrise viele der gering qualifizierten Gastarbeiter ihren Job verloren haben, hat sich das Verhältnis vorübergehend umgekehrt. Wegen des demografischen Wandels wären viele der heimischen Branchen ohne Menschen aus anderen Ländern gar nicht mehr handlungsfähig. Zuwanderung stärkt also unsere Sozialsysteme.

 

Die hochqualifizierte Ingenieure, EDV-Spezialisten aus ost- und mitteleuropäischen Staaten sind schon hier. Deutschland braucht auch weniger qualifizierte Arbeitskräfte – im Pflegebereich, in der Bauindustrie als Saisonarbeiter in der Landwirtschaft.

 

Die Zahl der Zuwanderer hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung nicht nur in Deutschland und in den osteuropäischen Staaten, sonder auch in Spanien und Italien.

 

Arbeitslosigkeit ist eine Frage der Qualifikation. Die Unternehmen haben Recht auf qualifizierte Mitarbeiter, wenn sie auch aus dem Ausland kommen. Junge Menschen in Deutschland müssen sich um eine gute Ausbildung bemühen, die ist die beste Absicherung gegen die Arbeitslosigkeit. Die Konkurrenz belebt das Geschäft.

 

LZ 03., 04. Januar 2014 „Aufgeregte Debatte um Zuwanderung“, LZ 31. Dezember 2013 „Zuwanderung stärkt unsere Sozialsysteme“

 
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Teil XVIII

 

Sterne für kulturelle Spitzenleistungen

 

Am 24 Februar 2014 während einer großen Feier in Bielefeld wurden 52 Akteure des Kalenderjahres 2013 mit Sternen von 3 Zeitungen: Neue Westfälische, das Haller Kreisblatt und Lippische Landeszeitung ausgezeichnet. Die drei Zeitungen verstehen ihre Auszeichnungen als Dank für Geleistetes sowie als Ansporn für neue künstlerische Taten zugleich.

 

Die Qualität der Musik und die Überzeugungskraft der Interpretation sind für Ludger Böckenhoff, einem der Preisträger, die wichtigsten Kriterien bei der Entscheidung für die Produktion. “Musik transportiert Emotion durch Klang“, sagt der Chef des Detmolder Klassik-Labels „audite“. Heute umfasst der aktive Katalog 300 Titel, jeden Monat werden ein bis Zwei Neuveröffetlichungen präsentiert. Vertreten sind alle Epochen der Musikgeschichte, vom Mittelalter bis zur Moderne.

 

In Versmold kamen die Bürger im Jahr 2013 für 14 Tage nur schwer an der Lyrik vorbei. Denn die Veranstaltungsreihe „Versmold liest Gedichte“ wurde zu einem wahren Publikumsmagneten. So wurden nachts Gedichte auf die Kirchenmauer projiziert, gab es Lesungen in leerstehenden Ladenlokalen, Gartenhäuschen oder Produktionshallen, und selbst auf dem Wochenmarkt brachte ein Marktschreier Gedichte unters Volk. Initiiert hatte dieses Festival der Poesie ein kleines Team um Buchhändlerin Gesine Klack, Stadtmarketingbeauftragte Kerstin Walter und Stadtbibliothekarin Christa Brüning.

 

Die alte Stadt Lemgo im Herzen Lippes ist reich an Kultur. Ein Garant dafür sind „Frauen für Lemgo“ 1996 gegründet, hat die Initiative weit über 200.000 Euro für diverse Projekte gespendet. „Wir sind keine Stiftung“, betont Gründerin Teda Wellmer. Das Geld für den guten (Kultur-)Zweck erarbeiten sich die rund ein Dutzend Frauen durch großen ehrenamtliche Einsatz. Jüngste Großtat der „Frauen für Lemgo“ ist die Sanierung des Glockenspiels am Marktplatz. Die Glocken, die im städtischen Turm der Kirche St. Nicolai hängen, drohten für immer zu verstummen, weil der Stadt das Geld für einen Ersatz fehlt. „Die Frauen für Lemgo“ spendeten rund 10.000 Euro. Weitere Projekte waren unter anderem Instrumente für die städtische Musikschule, ein wertvolles Buch für das Hexenbürgermeisterhaus, Holzskulpturen des Künstlers Wilhelm G.Niemöller. Ohne die „Frauen für Lemgo“ wäre die alte Hansestadt kulturell wahrlich ein Stück ärmer.

 

Der Gütersloher Regisseur Carsten Unger überzeugt mit seinem Kinofilm „Bastard“. Es geht um zwei verwahrloste, wütende Kinder, die endlich wahrgenommen werden wollen, die um Liebe kämpfen. Mit Konfrontation, Provokation und notfalls mit Gewalt. Der Film ist eine Mischung aus Thriller und Psychostudie mit grandiosen Jungschauspielern, kühlen, klaren Bildern und atmosphärischen Soundtrack. Plakativ leuchtet Unger die Milieus aus. Leon ist das Adoptivkind gut situierter, leistungsorientierter Eltern. Das familiäre Klima ist von Kälte und Gleichgültigkeit geprägt. Die vaterlose Mathilda übernimmt zu Hause die Rolle der Erwachsenen. Ihre Mutter ist Alkoholikerin. Intensiv spielt Markus Krojer den introvertierten jugendlichen Entführer eines neunjährigen Kindes mit Wut im Bauch. Er spielt seine Macht aus, ist im Inneren aber tief verunsichert. Der Junge sucht seine Identität. Mathilda (grandios: Antonia Lingemann) spürt instinktiv, dass Leon ein Seelenverwandter ist. Sie wird zu seiner Komplizin- und würde gern einen Menschen sterben sehen. Eine Kriminalpsychologin verhindert das Drama.

 

Weitere Preisträger: Claudia Konrad, Bewerbung Corveys als Weltkulturerbestätte, Nico Bein, Markus Freise und andere wg. Organisation der deutschsprachigen Meistersschaft im Poetry Slam in Bielefeld, , Martin Kroker, Johannes Meyer, Christoph Stiegemann und Wolfgang Walter, Credo-Ausstellung in Paderborn.

 

Lippische Landeszeitung, 11 und 26 Februar 2014 „Zwölf kulturelle Spitzenleitungen“, „Stern des Jahres“.

 
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